Kalliope Universitätstheater e. V.

Trojanische Zeitsprünge

Das Projekt:

Hinter der Projektidee „Trojanische Zeitsprünge“ steckt die Intention ein kollektives, unabhängiges Theaterprojekt zu betreiben, mit geringen Mitteln, aber auch geringen Einschränkungen, für jeden, der kreativ werden und sich einbringen möchte, in welcher Form auch immer, ohne große Hierarchien und Abgrenzungen.


Das Stück:

Das aktuelle Stück trägt den Titel „Trojanische Zeitsprünge“. Als Basis dafür haben wir einen noch unvollständigen Text erarbeitet, nach einem Schema, das es uns ermöglicht, sehr frei und offen an das Thema des trojanischen Krieges und alle seine Unterthemen (Trauer, Wut, Verlust, Rache, …) heranzugehen. Der Text umfasst Szenen während und unmittelbar nach dem Ende des trojanischen Kriegs. Es werden Texte verschiedener Autoren in leicht, oder stark abgewandelter Form verwendet. Die Handlung basiert weitestgehend auf dem antiken griechischen Drama „Die Troerinnen“ von Euripides. Außerdem verwenden wir: Homer: Illias, Shakespeare: Hamlet, Shakespeare: Troilus und Cressida, Goethe: Faust II.

Das Stück soll im weiteren Prozess, mit persönlichen Eindrücken und Assoziationen und aktuellen Aussprüchen erweitert und kommentiert werden, die entweder in der Konzept- oder Probenphase entstehen könnten. Das Stück ist sowohl Hommage an, als auch Parodie auf das klassische griechische Theater. Verschiedene Elemente werden übernommen, vor allem der Chor, der experimentell in verschiedenen Formen eingesetzt wird und ein Kommentieren und Heraustreten aus der mythologinschen Handlung ermöglicht. Es herrscht eine Einheit von Raum, Zeit und Handlung, ganz im Stil des antiken griechischen Theaters. Der Stil und der Blickwinkelschwanken aber sehr stark zwischen Antike, Moderne und mehreren Zwischenstationen hin und her.


Die Charaktere:

  • Hekuba ist Königin von Troja und Gattin des Priamos. Die zehn Jahre andauernde Belagerung Trojas und die schließliche Eroberung der Stadt stürzen Hekabe von höchstem Mutterglück und -stolz einer Königin in tiefste Not, Abhängigkeit und Verzweifl ung einer Sklavin und berauben sie ihres Mannes und aller ihrer 18 Kinder. Bei Euripides wird sie zur Rächerin, sie ist die Verkörperung tiefsten Frauenunglücks und -elends im Krieg. Die Rolle: Die Schauspielerin nimmt alles sehr ernst, liefert sinnvolle Erklärungen, spricht oft den traditionellen Chor. Als Hekuba ist sie die traurige Heldin, das personifi zierte Leid.
  • Kassandra ist ihre Tochter, damit Schwester von Hektor und Paris. Der Gott Apollo gab ihr wegen ihrer Schönheit die Gabe der Weissagung. Als sie jedoch seine Verführungsversuche zurückwies, verfluchte er sie, auf dass niemand ihren Weissagungen Glauben schenken werde. Sie ist die tragische Heldin, die immer das Unheil voraussieht, aber niemals Gehör findet (z.B. beim trojanischen Pferd). Die Rolle: als Schauspielerin, sowie in ihrer Rolle sehr durchgeknallt, spielt sich sozusagen selbst, hat den Verstand verloren und ist auf Rache aus. Da ihr niemand glaubt, wirkt sie etwas lächerlich.
  • Andromache ist die Frau von Hektor, die schwer vom Schicksal geprüft wurde. Ihr Vater und ihre sieben Brüder werden von Achilleus getötet, ihr Gatte Hektor fällt in einem Zweikampf gegen Achilleus, ihr Sohn wird nach dem Fall Trojas von der Stadtmauer gestürzt, sie selbst wird versklavt. Die Rolle: Als Gegenpol zu Kassandra kommt sie mit der Situation am schlechtesten klar, sie ist konzipiert als klassische dramatische Rolle.
  • Helena ist die Tochter des Zeus und der Leda. Sie galt als die schönste Frau ihrer Zeit und sorgte deshalb für Streit unter den Fürsten. Ihr Vater ließ daher alle Bewerber um Helena schwören, dass sie ihre Wahl anerkennen und gegen jedermann verteidigen würden – eine Rechtfertigungssage für das Bündnis fast aller Griechenkönige gegen Troja. Helena wählte Menelaos. Sie ließ sich von Paris einverständlich nach Troja entführen. Die Rolle: Als Schauspielerin soll sie sehr eingebildet wirken, als Helena Mitgefühl hervorrufen.
  • Menelaos, König von Sparta, aus Mykene. Nach der Ermordung seines Vaters durch Aigisthos floh er mit seinem älteren Bruder Agamemnon (Griechenkönig) aus Mykene nach Sparta, wo er sich mit Tyndareos’ Tochter Helena vermählte und durch sie Erbe dieses Staates wurde. Die Rolle: als Schauspieler soll er sehr nett und symphatisch sein, lustige Einwände im Chor einbringen, als Menelaos eher arschig sein.
  • Hamlet wundert sich über die Fähigkeit eines Schauspielers, um das Schicksal Hekubas Tränen zu vergießen, während er, Hamlet, trotz des eben erst an seinem Vater verübten Verbrechens, völlig gefühllos bleibe. Die Rolle: ein guter Schauspieler, der einen kleinen Schaden hat, da er durch zu viel Method Acting in seiner Rolle als Hamlet hängen geblieben ist. Hat jetzt wohl einen Knacks.
  • Poseidon ist der Meeresgott, Bruder des Zeus und Hades. Als Gott der Winde und der Stürme gilt Poseidon als unberechenbar und oft auch als zornig. Mit Medusa zeugte er den Pegasus. Zusamen mit Apollo hatte er Troja erbaut. Die Rolle: hat eine erklärende Funktion und spricht fast nur im Monolog, steht über den Dingen. Rache ist sein Hauptmotiv.
  • Hektor und Achilles Hektor ist der älteste Sohn Hekubas und der wichtigste Held und Heerführer Trojas, Schützling Apollos und Ehemann von Andromache. Er wird durch eine List Athenas von Achilles im Kampf ermordet. Achilles wird mit Apollos Hilfe durch Paris ermordet. Die Rollen: Die beiden leiden unter einem Heldenkomplex, neigen zu Selbstdarstellung und sterben beide ziemlich schnell. Sie können ihren Senf dann im Chor mit dazugeben und bringen etwas Action rein, auch durch ihren Kampf.
  • Athena ist Tochter des Zeus, Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, der Kunst, des Handwerks und der Handarbeit. Die Rolle: Sie weiß nicht was sie will, ist erst sauer auf die Trojaner, dann auf die Griechen.
  • Aphrodite ist die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde.
  • Hera ist die Gattin und gleichzeitig die Schwester von Zeus.
  • Kalliope ist Tochter des Zeus und Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft und Philosophie. Sogar Theatergruppen haben sich nach ihr benannt.

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